Im Oktober 2015 schleiften türkische Sicherheitskräfte den Leichnam von Hacı Lokman Birlik an einem gepanzerten Polizeifahrzeug durch Şirnex. Drei Jahre danach liegt noch immer keine Anklage vor. Die Polizisten sind weiterhin im Dienst.
Noch immer keine Anklage
Augenzeugen berichteten, dass sich Birlik, Schwager der ehemaligen HDP-Abgeordneten Leyla Birlik, zuvor am Straßenrand eine Verletzung am Fuß verbinden wollte, als er aus dem vorbeifahrenden Fahrzeug „exekutiert“ wurde. Die Polizisten hätten noch auf ihn geschossen, als er sich nicht mehr bewegte.
Auch die mittlerweile per Notstandsdekret verbotene Nachrichtenagentur Dicle Haber Ajansı (DIHA) berichtete damals, dass der Körper Birliks „zahlreiche“ Einschüsse aufwies.
Die Anwälte der Familie Birlik erstatteten Anzeige wegen Mord, Störung der Totenruhe und Amtsdelikt. Sechs Täter wurden ermittelt, ganze fünf Staatsanwälte sind in den vergangenen drei Jahren mit dem Fall „betraut“ worden. Eine Verhandlung ist nicht abzusehen. Nach den Gerichtsferien soll die Ermittlungsakte dem neuen Oberstaatsanwalt übergeben werden, der seinen Dienst im September antreten soll.
Der ehemalige türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu behauptete nach dem Mord an Birlik, die Polizisten seien vom Dienst suspendiert worden. Tatsächlich hatte man sie nur versetzt. Mit der juristischen Aufarbeitung in der nächsten Zeit rechnet niemand, doch die Hoffnung bleibt, so die Anwälte.
ANF