Güncel

S. Castro: Rap ist das Sprachrohr der Unterdrückten

Haberleri —

DİLAN KARACADAĞ

Rap, was für "Rhytm And Poem" (Rhythmic African Poetry) steht, ist afroamerikanische Kultur und Musik der Kritik, Opposition und Rebellion. Die seit den 70'er Jahren existierte Musik, ist die Stimme der Unterdrückten.

Der Rapper S. Castro, spricht in seinen Texten politisches Bewusstsein aus ist sich bewusst, dass das Wesen der Rap-Musik die Opposition und Rebellion ist; nicht das Geld, die Drogen und die sexistischen Diskurse, die in der heutigen Rap-Musik vom kapitalistischen System geschaffen und genutzt wird.

Wir sprachen mit dem 28-jährigen Rapper, der uns berichtet, wie wichtig es für ihn ist, die Stimme vieler Unterdrückter zu sein, insbesondere der Kurden.

Was bedeutet S.Castro?

Das S im Namen steht für Sinan und Castro kommt vom kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro. Er als Person und die kubanische Revolution im Allgemeinen haben mich schon früh begeistert. Da ich auch im Rap etwas verändern wollte, habe ich damals diesen Künstlernamen gewählt.

Warum hast du dich fürs Rappen entschieden?

In meiner Jugend hat Rap mein Leben geprägt. Ich konnte mich mit vielen Texten identifizieren und mir hat es sehr gefallen, dass in den Liedern Gefühle und Gedanken zum Ausdruck gebracht wurden, wie es sie so in keiner anderen Musikrichtung gab. Ich dachte mir: "Das sind Leute wie ich". Mit der Zeit entwickelte ich jedoch ein stärkeres politisches Bewusstsein und fing an, mehr über die Texte nachzudenken. Mir fiel auf, dass größtenteils falsche Wert vermittelt wurden. Ich war 18 und wollte nun selber rappen, um einen Gegenpol zu bilden. Ich schrieb meinen ersten Text und mischte klassischen Deutsch-Rap mit revolutionären Inhalten. Es wurde zu meinem Ziel, den Menschen eine Alternative aufzuzeigen und von den Problemen dieser Welt, von den Problemen in diesem kapitalistischen System zu berichten.

Was bedeutet für dich Rap? Welchen Background hat die Rapwelt und wie hast du dich hineingesetzt?

Rap war in seiner Entstehung und ist immer noch ein Sprachrohr der Unterdrückten. Damals waren es hauptsächlich die afroamerikanischen Menschen in den New Yorker Ghettos und heute sind es Menschen weltweit, die Rap dazu nutzen, um in der Gesellschaft erhört zu werden. Doch egal wo; es sind größtenteils Leute, die täglich von Armut, Arbeitslosigkeit, Ausbeutung, Rassismus und Unterdrückung umgeben sind, also Menschen, die aus der Arbeiterklasse oder z.B. einer Migrantenfamilie stammen. Dass heutzutage Rap fast nur zur Unterhaltung dient und dass gesellschaftskritische Inhalte in Liedern selten geworden sind, ändert nichts am Ursprung dieser Musik. Ich sehe meine Aufgabe darin, mit kritischem Rap wieder auf diesen Ursprung aufmerksam zu machen.

Wie würdest du dich selbst in ein paar Worten charakterisieren?

Ich würde sagen, dass ich trotz der vielen falschen Wege, auf die man in der Rapwelt gelockt wird, ein Rapper bin, der seinen Idealen und Werten treu bleibt. Ich scheue mich nicht davor, die Wahrheit auszusprechen, auch wenn sich dadurch einige Zuhörer von mir abwenden.

Wer und was inspiriert dich für deine Rapsongs?

Das gesellschaftliche Leben und die Situation auf der Welt. Vor allem Wut treibt mich an, aber auch meine Überzeugung, dass sich alles verändern kann. Das kann allerdings nur passieren, wenn man aktiv etwas dafür tut. Rap ist eines der Mittel, die ich hier als wichtig betrachte.

Als kurdischstämmiger Deutschrapper bist du einer der wenigen, die in ihren Rapsongs über die Kurdenfrage und den Krieg gegen die Kurden rappen. Was motiviert dich dazu?

Aufgrund der Herkunft meiner Familie und meines besonderen Interesses gegenüber den Geschehnissen in der Türkei und im Nahen Osten beschäftigt mich selbstverständlich auch die Kurdenfrage oder die Lage des palästinensischen Volkes. Abgesehen davon ist es aber als Marxist und Antiimperialist meine Pflicht gegenüber den Völkern im Nahen Osten, mich für sie einzusetzen. Die imperialistischen Großmächte und ihre Handlanger verwandeln unsere Erde in ein Schlachtfeld und sind für den Tod und die Flucht von Millionen von Menschen verantwortlich. Die Herrschenden in diesem System kennen keine Grenzen, wenn es um ihre Interessen geht. Sie kennen auch weder Freund noch Feind; alles ist eine taktische Frage für sie. Bis zur Befreiung der unterdrückten Nationen werde ich auch weiterhin meine Stimme gegen den Faschismus und Imperialismus erheben.

Welche Botschaft hast du an diejenigen, die wegschauen und kein Statement abgeben?

Es ist eine Frage der Menschlichkeit, sich gegen die Unterdrückung und den blutigen Krieg einzusetzen. Die Ausgebeuteten und Unterdrückten dieser Welt müssen überall auf der Welt internationale Solidarität zeigen, denn das ist unsere stärkste Waffe und die Garantie dafür, dass wir gegen den ebenfalls international organisierten Imperialismus eine Chance haben. Für die linken Kräfte dieser Welt sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, das Selbstbestimmungsrecht der Kurden anzuerkennen und es zu verteidigen. Dies ist ein demokratisches Recht, was ihnen niemand unter keinen Bedingungen absprechen kann. Wer sich also heute hinstellt, Rojava nicht einmal erwähnt und nur von einem unteilbaren Syrien spricht, macht sich zum Mitschuldigen. Das ist Chauvinismus und Interessensvertretung für Assad.

Mit „Rojava Statement“ hast du kurz nach der Invasion des türk. Staates in Rojava auf die Freundschaft der Völker und den Krieg gegen die Kurden aufmerksam gemacht. Welche Feedbacks hast du erhalten?

Sehr viele haben sich darüber gefreut, dass ich mich als Rapper zur Invasion geäußert und nicht wie die bekannten kurdischen „Rapstars“ in Deutschland aus Angst vor türkischen Fans den Mund gehalten habe. Die Feedbacks waren bis auf paar Ausnahmen sehr positiv. Ein paar Zuhörer haben sich durch mein Statement angegriffen gefühlt und ich wurde auch beleidigt. Mit solchen Reaktionen habe ich schon seit den „Venganza“ Liedern Erfahrung. Wenn ich dann ganz sachlich und gelassen antworte, entwickelt sich am Ende meistens sogar ein gutes Gespräch, nach welchem sich die wütenden Personen bei mir entschuldigen und die Situation viel kritischer betrachten. Es klappt also, wenn man weiß, wie man mit den Leuten spricht und wie man auf ihre Gefühle eingeht. Seine Meinung jedoch zu verschweigen, um ja niemanden „abzuschrecken“, hilft keinem und sorgt nur dafür, dass das Problem weiter bestehen bleibt.  

Was hältst du von kurdischem/türkischem Rap? Gibt es welche, die du dir anhörst?

Ich höre ehrlich gesagt kaum kurdischen oder türkischen Rap. Die Musik von Rapzan Belâgat gefällt mir aber am meisten, da er wie ich gegen das kapitalistische System rappt und sich für revolutionäre Musik einsetzt.

Heute werden in den meistgehörten Rapsongs das Streben nach Reichtum, die Verachtung von Frauen oder das positive Bild von Drogen und krimineller Gewalt verbreitet. Wie interpretierst du das?

Das ist ein klares Produkt der kapitalistischen Gesellschaft und ihrem Einfluss auf die Jugend. Nur wer Geld hat, könne etwas werden, Einfluss und Anerkennung bekommen. Das schnelle Geld kriegt man z.B. durch Drogen und obendrein scheint es ja im Rap „cool“ zu sein, kiloweise Kokain zu verticken. Ob sie es nun verkaufen oder nicht; Rapper präsentieren sich dadurch gerne als Drogenbaron in ihren Liedern. Hinzu kommt dann der Drogenkonsum, den sie oft selber ausleben und in Videos den Jugendlichen schmackhaft machen. So sollen die jungen Leute, die immer mehr von Stress und Perspektivlosigkeit geplagt werden, im Rausch eine Zuflucht finden. Diese falschen Werte und „Lösungswege“ liegen nicht in der Natur des Menschen oder fallen einfach vom Himmel. Sie werden uns tagtäglich vermittelt und die Herrschenden profitieren davon. Genauso ist es bei der Unterdrückung der Frau. Patriarchale Denkweisen werden bewusst gefördert, um die Ungleichheit zwischen Mann und Frau aufrechtzuerhalten, sie zu spalten und die Frau zu einem Objekt, zu einer Ware zu degradieren. Leider lassen sich viel zu viele junge Leute von Musik mit solchen Inhalten beeindrucken und werden durch sie beeinflusst. Diese Musik will ich als Rapper entlarven und aktiv bekämpfen.

Wer sind deine wichtigsten Vorbilder und warum?

Ich habe schon immer zu großen Revolutionären wie z.B. Lenin aufgeschaut. Meine wichtigsten Vorbilder sind jedoch meine Genossen. Sowohl diejenigen, die wir bereits verloren haben als auch die, die immer noch selbstlos für die Revolution weiterkämpfen. Von keinem konnte ich bis heute mehr lernen als von ihnen.

In einem Statement sagst du "Ich kämpfe bis ans Ende meiner Zeit für eine Welt, die jedes Leid vertreibt - Gemeinsam sind wir bereit, ihr werdet begreifen, was ich meine. Sie schlagen auf uns ein, doch sie kriegen uns nicht klein”. Kannst du das näher erläutern?

Damit möchte ich sagen, dass eine andere Welt möglich ist. Seitdem es Ausbeutung und Unterdrückung gibt, gibt es auch den Kampf dagegen. Es wird ihn solange geben, bis wir eine klassenlose Gesellschaft erreichen, in der kein Mensch mehr von der Ausbeutung eines anderen profitieren kann. Eine Gesellschaft, in der Mensch und Natur im Einklang leben; in der Solidarität statt Konkurrenz und Egoismus herrscht. So eine Welt können wir nur durch eine Revolution erkämpfen und diese wird früher oder später kommen, trotz all ihrer Versuche uns zu zerschlagen.

 

paylaş

   

Güncel

Yeni Özgür Politika

© Copyright 2025 Yeni Özgür Politika | Tüm Hakları Saklıdır.